Neue Wege und neue Formate Was bringen diese für den Lernerfolg und was bedeuten die Erkenntnisse für die Zukunft?
Uns ging es wie vielen anderen mit Beginn der Pandemie. Eine Vollbremsung auf null und unsere Arbeit kam zum absoluten Stillstand. Keine Termine, keine Anrufe, keine Mails, als würde mit Corona alles in einen Dornröschenschlaf versetzt. Als Trainer für interaktive Tafeln, die Jahr ein Jahr aus, Woche um Woche zu Schulen fahren, um Lehrkräften den Umgang mit ihren neuen digitalen Technologien zu vermitteln, waren wir de facto arbeitslos.
Schulungen und das auch noch digital, das war erstmal kein Thema. Auch wenn wir seit Jahren die Ansätze hatten und versucht haben Schulen zu ermutigen den Schritt zu einem Online-Training zu gehen, gab es nur und ausschließlich ein müdes Lächeln. Diese Option wurde nicht einmal im Ansatz in Erwägung gezogen. Man musste ja aufpassen, sich nicht lächerlich zu machen bei einem solchen Vorschlag.
Die Argumente waren immer die Gleichen. Wir haben doch gar kein Internet oder bei unserer Altersstruktur im Kollegium oder wir sind froh, wenn der Beamer angeht und so weiter. Im Grunde war es nur die Trägheit sich Neuem zu öffnen, Bereitschaft zu anderen Wegen zu zeigen oder einfach nur mal mutig zu sein.
Und nun ist da Covid. Allen war mehr oder weniger sofort klar, das wird sich schnell ändern und Online-Fortbildungen für uns und digitales Unterrichten für die Lehrkräfte würden nun in den Fokus treten, denn es muss ja weiter gehen.
Hätten wir uns nur einmal früher damit beschäftig mag der ein oder andere gedacht haben. Doch die Mehrheit, so ehrlich müssen wir sein dachte, die paar Wochen überstehen wir schon und dann geht es normal weiter. Heute wissen wir, es blieb nicht bei ein paar Wochen und alle mussten sich damit beschäftigen.
Heute kann ich sagen, hätten wir vor Covid Online-Schulungen gemacht, es wäre kein Erfolg geworden. Den auch hier benötigt es Erfahrungen und Wissen, wie sie am besten durchzuführen und zu organisieren sind. Diese hatten wir genauso wenig wie alle anderen.
Also haben wir uns auf den Weg gemacht. Zum Glück lag das Konzept zur Entwicklung einer Digitalisierung der bisherigen Trainingsangebote schon in der Schublade, es wartete nur auf den Zeitpunkt der Umsetzung. Dieser war jetzt da. Ein Konto bei einem Anbieter für Videokonferenzen war ebenfalls seit langem vorhanden, was sich noch als Glücksfall erweisen sollte.
Die Suche nach dem richtigen Weg
Doch der Weg war lang. Nicht für ein Online-Training per se, aber hin zur Digitalisierung der Trainings. Unser Ziel war es die Angebote so zu gestalten, dass sie es den Lehrkräften ermöglichen, sich selbst die Inhalte zu erarbeiten. Gerade unter den Umständen, wann und wo sie es wollen und wie es ihre Zeit erlaubt.
Dazu sollten die Kurse abwechslungsreich und strukturiert sein, Übungen enthalten und angemessen im Inhalt und zeitlichen Rahmen sein. Ein entsprechender Raum, eine Lernplattform für die Schulungsinhalte, musste zusätzlich auch aufgebaut werden. Dabei durfte die Qualität keinesfalls leiden und sollte vergleichbar zu dem sein, was wir seit Jahren sehr erfolgreich vor Ort an den Schulen machten. Wenn schon digital, dann mit Mehrwert und so, dass wie immer der Lehrer, das Unterrichten im Mittelpunkt steht und nicht Technologien.
So sind für uns zwei neue Bausteine, ergänzend zu den Präsenzveranstaltungen, entstanden, die wir nun nach fast einem Jahr in der Praxis miteinander vergleichen und gegenüberstellen können. Mit dem überraschenden Ergebnis, dass Online-Fortbildungen sehr gut angenommen und sehr positiv bewertet werden.
Denn die Skepsis war groß, ob und wie die Angebote angenommen werden. Wie ist das Feedback und können wir auf diesen Wegen das Wissen so vermitteln, dass es den Lehrkräften tatsächlich hilft ihren Unterricht in Zeiten der Pandemie zu optimieren und das Neue anzuwenden?
Dabei war gerade die Live-Online-Schulung, die Videokonferenz, die größte Herausforderung. Es hätte einfach sein müssen, Kamera an und los. Doch uns wurde schnell klar, dass es ganz und gar nicht einfach ist. Nach den ersten Schulungen war die Frustration riesig. Irgendwie war da das Gefühl, dass es nicht so recht passt und es uns noch nicht gelungen ist unsere Inhalte so zu vermitteln, wie es sein müsste. Wir haben eher Vorträge gehalten und der Blick auf den schwarzen Monitor verstärkte das Gefühl der Einsamkeit noch mehr als es ohnehin vorhanden war. Allein und doch nicht, denn da war ja jemand, laut der Anzeige am Bildschirm. Letztendlich im Rückblick und in der heutigen Betrachtung fällt das Fazit zu dieser Form der Lehrerfortbildung aber sehr positiv aus, wie aus der Tabelle zu entnehmen ist. Das hat Gründe. Denn wir mussten erst verstehen lernen, was hier der richtige Weg, das richtige Maß und was die besten Voraussetzungen sind, damit diese Art der Schulungen erfolgreich für die Teilnehmenden sind.
Was ist unser Weg und unter welchen Bedingungen haben wir es geschafft, das eine Live-Online-Schulung für alle erfolgreich ist?
Nutzen der eigenen Komfortzone. Nur wenn ich mich wohlfühle, kann ich Wissen entsprechend aufnehmen. Wir haben damit begonnen, dass wir die Lehrerinnen und Lehrer im Vorfeld gebeten haben, an der Schulung von einem Ort aus teilzunehmen, an dem sie sich wohlfühlen.
Zu Hause im Arbeitszimmer, auf der Couch, am Küchentisch und in den letzten Wochen auch im Garten. Klingt für den ein oder anderen seltsam? Mag sein, aber der Erfolgt und das Feedback zeigen uns, es ist der richtige, bessere Weg.
Es bedurfte zu Beginn etwas Überredungskunst, doch schlussendlich wussten nach dem Training alle, warum wir es so wollten. Ich fühle mich wohl, habe keine bis wenig Ablenkung, kann konzentriert der Schulung folgen. Alles Dinge, die dazu führen, dass die Schulung als sehr intensiv wahrgenommen wird und neue Kenntnisse im Nachgang auch angewendet werden können.
Wann waren Online-Live-Schulungen weniger erfolgreich?
Hier können wir klar feststellen, wenn sich die Teilnehmer in einem Klassenraum oder Großteils in der Schule aufgehalten haben. Das funktioniert nach unseren Erfahrungen einfach nicht.
Großteils sind die technischen Voraussetzungen zu schlecht, zum anderen gibt es stetige Ablenkung und ein konzentriertes Arbeiten ist kaum möglich. Das alte Denkmuster, für eine Lehrerfortbildung gerade zum Thema interaktives Lernen und Tafel muss ich in der Schule sein und die Tafel vor mir haben, führte nicht zum Erfolg.
Denn es geht ja gar nicht um die Tafel, sondern um das Anwenden von Lösungen zur Gestaltung und Vorbereitung von Unterricht. Dafür brauche ich die Tafel nicht zwingend vor mir.
Aktiv sein und Mitmachen als Schlüssel für eine erfolgreiche Weiterbildung
Von Beginn an war uns bewusst, dass eine Online-Schulung ähnlich ablaufen musste wie eine Präsenzveranstaltung. Wir machen also kein Webinar.
Der entscheidende Faktor ist das aktive Mitmachen. Jeder kann zu jeder Zeit aufgefordert werden mitzuwirken, aktiv am Tafelbild zu arbeiten, die Mausfunktion zu übernehmen und je nach Aufgabenstellung umsetzen was gefordert ist. So wie Vor-Ort eben auch. Es muss nur keiner extra aufstehen.
Hier half uns der Zufall und das bereits bestehende Konto der Videokonferenzlösung. Für uns selbstverständlich, doch aber eine besondere Funktion ist die Möglichkeit, die Bedienung des Bildschirms an die Teilnehmer der Konferenz abzugeben. Eine Option, die kaum eine andere Videokonferenzlösung hat. In unseren Augen aber absolut essenziell zur Durchführung einer Schulung ist. Damit können wir jeden Teilnehmer aktiv in die Fortbildung einbinden und an der Gestaltung eines Tafelbildes teilhaben lassen. Keiner schaut nur auf den Bildschirm und hört zu in der Hoffnung, es wird nicht zu langweilig. Nein, wir erarbeiten uns Neues gemeinsam und miteinander!
Ein weiterer Baustein für eine erfolgreiche Online-Schulung ist die offene Kommunikation getreu dem Motto - sprechenden Menschen kann geholfen werden. Also haben wir ebenfalls im Vorfeld geklärt, Mikrofone und Kameras sind an. Wir wollen uns sehen und miteinander reden. Niemand soll auf einen schwarzen Monitor blicken in der Hoffnung das irgendwo vielleicht jemand zuhört.
Nachdem die allgemeine Schüchternheit zu Beginn gebrochen war und wir uns alle im Laufe der Pandemie eh daran gewöhnt hatten, stellte diese Forderung mit der Zeit immer weniger ein Problem dar. Sie ist aber unheimlich wichtig für das Zwischenmenschliche, für die Emotionen und das Gefühl, nicht anonym im Netz zu sein.
Miteinander Probleme zu erörtern und gemeinsam zu Lachen ist nicht nur gut für das Schulungsklima, sondern auch für die Seele.
Zusammengefasst, die richtige Umgebung, aktives Mitmachen und Kommunikation machen eine online Fortbildung zu einem Gewinn für alle, wie in der Auswertung deutlich zu sehen ist.
SELBST-LERN Kurse als besondere Herausforderung
Noch größer ist die Herausforderung bei den SELBST-LERN Kursen. Fast absurd anders, ein ganz neues Konzept, gerade in unserem Umfeld und noch größere Berührungsängste. Denn ich lerne selbstständig, ohne den direkten live Kontakt zu einem Trainer.
Nach Monaten der Vorbereitung, Erstellung der Inhalte und Übungen und dem Einrichten einer Lernplattform waren sie dann endlich fertig. Drei große intensiv SELBST-LERN Kurse zum Thema ActivInspire.
Groß, weil ich mehrere Tage benötige, um mir die Inhalte zu erarbeiten. Intensiv, weil sehr viel Wissen vermittelt wird.
Hier steht im Fokus, dass ich mich als Lehrperson fortbilde, aktiv, intensiv und selbstständig. Eine Form der Weiterbildung, die ich machen kann, wann ich es will, wo ich es will und womit ich es will. Üben, Wiederholen, Nachlesen, alles im eigenen Tempo. Den Abschluss bilden eine Prüfung und eine Abschlussarbeit, um zu sehen, wie ich mich verbessert habe und um die gewonnenen Kenntnisse umgehend anzuwenden.
Die Ergebnisse in Form der Tafelbilder, die erstellt werden, zeigen uns das die SELBST-LERN Kurse ein sehr guter Weg der Fortbildung sind. Vielleicht sogar der Beste. Die Mischung aus Videos und Übungen, die zusätzlichen Materialien wie Handbücher und vor allem der zeitliche Rahmen machen diese Form der Schulung zu einer optimalen Alternative zu Altbekanntem.
Es verwundert daher auch nicht, dass die Resonanz der Teilnehmer dieser Schulungen besonders positiv ausfällt.
Mit diesen neuen Bausteinen des digitalen Lernens konnten wir in den zurückliegenden Monaten mehr als 4000 Lehrerinnen und Lehrer schulen. Viele weitere absolvieren gerade ihre Schulungen im Rahmen unserer emooeducation online academy. Das Model der Online-Lehrerfortbildung wird auch in Zukunft fester Bestandteil unseres Schaffens sein.
Ein Beitrag von Marcel Meinz
Bis zum nächsten Co(a)uch-Geflüster.
Ihr Team von emooeducation.
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